Weshalb „freie Software“ besser ist als „Open Source“

Von Richard M. Stallman

Deutsche Übersetzung: Peter Gerwinski, Dezember 2006

Den offiziellen englischen Originaltext finden Sie unter http://www.gnu.org/philosophy/free-software-for-freedom.html. Dieser Artikel wurde außerdem in dem Buch Free Software, Free Society: The Selected Essays of Richard M. Stallman veröffentlicht.

Freie Software unter irgendeinem anderen Namen würde Ihnen dieselbe Freiheit geben. Trotzdem ist es ein großer Unterschied, welchen Namen Sie verwenden: Verschiedene Worte transportieren verschiedene Konzepte.

1998 begannen einige Leute in der Gemeinschaft der freien Software, den Begriff „Open-Source-Software“ anstelle von „freie Software“ zu verwenden, um ihre Tätigkeiten zu beschreiben. Schon bald wurde der Begriff „Open Source“ mit einem anderen Ansatz, einer anderen Philosophie und anderen Werten assoziiert und sogar mit unterschiedlichen Kriterien dafür, welche Software-Lizenzen akzeptabel seien. Heutzutage handelt es sich bei der Freie-Software- und der Open-Source-Bewegung um separate Bewegungen mit unterschiedlichen Ansichten und Zielen. Nichtsdestoweniger können wir in der Praxis an einigen Projekten zusammenarbeiten – und tun dies auch.

Der grundsätzliche Unterschied zwischen beiden Bewegungen liegt in ihren Wertesystemen, ihrer unterschiedlichen Art, die Welt zu betrachten. Für die Open-Source-Bewegung ist die Frage, ob Software Open-Source-Software sein soll, eine Frage der Zweckmäßigkeit und nicht der Ethik. Jemand brachte das einmal folgendermaßen auf den Punkt: „Open-Source ist eine Methode zur Software-Entwicklung; freie Software ist eine soziale Bewegung.“ Für die Open-Source-Bewegung ist nicht-freie Software eine suboptimale Lösung. Für die Freie-Software-Bewegung ist nicht-freie Software ein soziales Problem, und freie Software ist die Lösung.

Das Verhältnis zwischen der Freie-Software- und der Open-Source-Bewegung

Die Freie-Software-Bewegung und die Open-Source-Bewegung sind wie zwei politische Parteien innerhalb der Gemeinschaft der freien Software.

Die radikalen Gruppen in den 1960er Jahren waren für ihren Parteigeist berüchtigt: Organisationen fielen wegen Uneinigkeit über Details in der Vorgehensweise auseinander und betrachteten sich von da an als Gegner. Dies ist zumindest das Bild, das man von ihnen hat, ob nun wahr oder falsch.

Das Verhältnis zwischen der Freie-Software- und der Open-Source-Bewegung ist gerade das Gegenteil dieses Bildes. In den Grundprinzipien sind wir uns uneinig, aber hinsichtlich der praktischen Empfehlungen stimmen wir weitgehend überein. Daher können wir an vielen spezifischen Projekten gemeinsam arbeiten und tun dies auch tatsächlich. Wir sehen die Open-Source-Bewegung nicht als Gegner. Der Gegner ist die proprietäre Software.

Wir sind nicht gegen die Open-Source-Bewegung, aber wir wollen nicht mit ihr in einen Topf geworfen werden. Wir erkennen ihre Leistungen für unsere Gemeinschaft an, aber wir waren es, die diese Gemeinschaft aufgebaut haben, und wir möchten, daß die Leute das wissen. Wir wollen, daß man das, was wir erreicht haben, mit unseren Werten und unserer Philosophie in Verbindung bringt, nicht mit den ihrigen. Wir möchten gehört werden und nicht hinter einer Gruppe mit ganz anderen Ansichten versteckt werden. Um zu vermeiden, daß man uns für einen Teil der Open-Source-Bewegung hält, vermeiden wir mühsam das Wort “open” (offen), wenn wir von freier Software sprechen, und das Wort “closed” (geschlossen), wenn wir von nicht-freier Software sprechen.

Bitte erwähnen Sie daher die Freie-Software-Bewegung, wenn Sie über unsere Arbeit sprechen und über die Software, die wir entwickelt haben – wie zum Beispiel das Betriebssystem GNU/Linux.

Vergleich beider Begriffe

Der Rest dieses Artikels vergleicht die beiden Begriffe „freie Software“ und „Open Source“ miteinander und zeigt, weshalb der Begriff „Open Source“ keinerlei Probleme löst, sondern im Gegenteil Probleme aufwirft.

Mehrdeutigkeit

Der Begriff „freie Software“ hat ein Mehrdeutigkeitsproblem: Die unbeabsichtigte Bedeutung „Software, die man kostenlos bekommen kann“ paßt auf den Begriff genausogut wie die beabsichtigte Bedeutung, „Software, die einem gewisse Freiheiten gibt“. Wir gehen dieses Problem dadurch an, daß wir eine präzisere Definition von freier Software bereitstellen, aber diese Lösung ist nicht perfekt und kann das Problem nicht gänzlich beseitigen. Ein eindeutig korrekter Begriff wäre besser, wenn er keine anderen Probleme aufwerfen würde.

Leider sind alle Alternativen im Englischen auf ihre eigene Weise problematisch. Wir haben uns viele Alternativen angesehen, die uns vorgeschlagen wurden, aber keine ist derart eindeutig „richtig“ daß es eine gute Idee wäre, zu ihr zu wechseln. Jeder vorgeschlagene Ersatz für „freie Software“ wirft ähnlich geartete semantische Probleme auf – oder schlimmere. Dies gilt auch für „Open-Source-Software“.

Die offizielle Definition von „Open-Source-Software“ der Open-Source-Initiative ist unserer Definition von freier Software sehr ähnlich. Nichtsdestoweniger ist sie in mancher Hinsicht eine Spur lockerer, und es wurden ein paar Software-Lizenzen akzeptiert, die wir als für den Benutzer unakzeptabel restriktiv ansehen.

Wie dem auch sei, lautet die offensichtliche Bedeutung des Begriffs „Open-Source“ (quelloffen): „Sie haben Einblick in den Quelltext“. Dies ist ein wesentlich schwächeres Kriterium als freie Software, das zwar freie Software mit einschließt, aber auch semi-freie Computerprogramme wie z.B. Xv und sogar proprietäre Software, darunter Qt unter seiner ursprünglichen Lizenz (vor der QPL).

Diese offensichtliche Bedeutung von „Open Source“ ist nicht die von ihren Befürwortern beabsichtigte. Das Ergebnis ist, daß die meisten Leute mißverstehen, was hier befürwortet wird. Der Autor Neal Stephenson beispielsweise definiert „Open Source“ folgendermaßen:

Linux ist „Open-Source-Software“, was schlicht und einfach bedeutet, daß jedermann seinen Quelltext erhalten kann.

Ich glaube nicht, daß es in seiner Absicht lag, die „offizielle“ Definition zu diskutieren oder in Frage zu stellen. Ich glaube vielmehr, daß er einfach die Regeln der englischen Sprache angewendet hat, um die Bedeutung des Begriffs zu erschließen. Der US-Bundesstaat Kansas publizierte eine ähnliche Definition:

Verwenden Sie Open-Source-Software (OSS). OSS ist Software, deren Quelltext frei und öffentlich zugänglich ist, wenn auch die spezifischen Software-Lizenzen variieren, die besagen, was genau man mit dem Quelltext tun darf.

Natürlich haben die Open-Source-Leute versucht, diesem Problem durch eine präzise Definition des Begriffs zu begegnen, genauso wie wir es für den Begriff „freie Software“ getan haben.

Aber die Erklärungen für „freie Software“ sind einfach: Jemand, der das Konzept „freie Rede, nicht Freibier“ begriffen hat, wird es nicht wieder falsch verstehen. Es gibt keinen derart prägnanten Weg, die offizielle Bedeutung von „Open Source“ zu erklären und klar aufzuzeigen, weshalb die [sprachlich-]natürliche Definition falsch ist.

Angst vor der Freiheit

Das Hauptargument für den Begriff „Open-Source-Software“ ist, daß „freie Software“ manche Leute verängstigt. Es stimmt: Wer über die Freiheit, über ethische Fragen, über Luxus und Verantwortung spricht, fordert die Menschen auf, über Dinge nachzudenken, die sie lieber ignorieren würden. Dies kann Unbehagen auslösen, und manche Leute werden das Konzept deswegen ablehnen. Daraus folgt aber nicht, daß es der Gesellschaft besser erginge, wenn wir über diese Themen nicht mehr reden würden.

Vor Jahren haben die Entwickler freier Software diese Reaktion des Unbehagens erkannt, und manche haben einen Ansatz erkundet, dies zu vermeiden. Sie fanden heraus, daß sie, wenn sie zu Ethik und Freiheit schwiegen und nur über die unmittelbaren praktischen Vorteile bestimmter freier Software sprachen, die Software an gewisse Anwender besser „verkaufen“ konnten, insbesondere an Geschäftskunden. Der Begriff „Open Source“ wird als ein Weg angeboten, der weiter in diese Richtung führt – ein Weg, für Geschäftskunden „akzeptabler“ zu sein. Die Anschauungen und Wertvorstellungen der Open-Source-Bewegung gehen auf diese Entscheidung zurück.

Dieser Ansatz hat sich bewährt – gemäß seinen eigenen Begriffen. Viele Menschen wechseln heutzutage aus rein praktischen Erwägungen heraus zu freier Software. Dies ist, für sich genommen, eine gute Sache, aber damit ist nicht alles getan! Das Gewinnen von Anwendern freier Software ist nicht die vollständige Aufgabe, sondern nur der erste Schritt.

Früher oder später wird man diese Anwender dazu einladen, wegen gewisser praktischer Vorteile zu propritärer Software zurückzuwechseln. Zahllose Unternehmen streben danach, solche Versuchungen anzubieten. Warum sollten die Anwender sie zurückweisen? Nur deswegen, weil sie gelernt haben, die Freiheit wertzuschätzen, die ihnen freie Software gibt, um der Freiheit selbst willen. Es liegt an uns, dieses Konzept zu verbreiten, – und um das zu tun, müssen wir über Freiheit reden. Ein gewisses Maß des „Schweigen ist Gold“-Ansatzes kann für die Gemeinschaft nützlich sein, aber wir brauchen darüberhinaus reichlich Reden über Freiheit.

Zur Zeit haben wir reichlich Schweigen, aber nicht genug Reden über Freiheit. Die meisten Leute, die mit freier Software zu tun haben, sprechen wenig über Freiheit – typischerweise, weil sie „akzeptabler für Geschäftskunden“ sein wollen. Insbesondere Software-Distributoren zeigen solche Verhaltensweisen. Manche Distributionen des GNU/Linux-Betriebssystems fügen dem freien Basis-System proprietäre Software-Pakete hinzu und fordern die Anwender auf, darin einen Vorteil zu sehen – anstelle eines Rückschritts weg von der Freiheit.

Es gelingt uns nicht, mit dem Zustrom von Anwendern freier Software mitzuhalten. Sie kommen so schnell, daß wir es nicht schaffen, sie über die Freiheit und unsere Gemeinschaft zu unterrichten. Deshalb findet nicht-freie Software (was Qt war, als es populär wurde) und teilweise unfreie Betriebssystem-Distributionen derart fruchtbaren Boden. Jetzt damit aufzuhören, das Wort „frei“ zu verwenden, wäre ein Fehler. Wir brauchen mehr, nicht weniger Reden über Freiheit.

Wenn diejenigen, die den Begriff „Open Source“ benutzen, mehr Anwender in unsere Gemeinschaft holen, ist dies ein Beitrag, aber der Rest von uns muß dann um so härter daran arbeiten, diese Anwendern auf das Konzept der Freiheit aufmerksam zu machen. Wir müssen den Satz „Es ist freie Software, und sie gibt dir Freiheit!“ häufiger und lauter sagen ale je zuvor.

Würde eine Marke helfen?

Die Befürworter von „Open-Source-Software“ versuchten, daraus eine Marke zu machen, und sagten, dies würde sie in die Lage versetzen, Mißbrauch zu verhindern. Diese Initiative wurde später fallengelassen; der Begriff sei zu sehr beschreibend, um sich als Marke zu eignen. Daher ist der rechtliche Status von „Open Source“ derselbe wie der von „freie Software“: Es gibt keine rechlichen Beschränkungen für seinen Gebrauch. Ich habe Berichte von etlichen Fällen gehört, in denen Unternehmen Software-Pakete als „Open Source“ bezeichnet haben, obwohl sie nicht der offiziellen Definition genügten. Einige solche Fälle habe ich selbst beobachtet.

Aber würde es einen großen Unterschied ausmachen, einen Begriff zu verwenden, der eine Marke ist? Nicht notwendigerweise.

Unternehmen haben Ankündigungen herausgegeben, die den Eindruck erweckten, ein Computerprogramm sei „Open-Source-Software“, ohne dies ausdrücklich zu behaupten. Zum Beispiel lautete eine Ankündigung von IBM zu einem Programm, das nicht der offiziellen Definition genügte, folgendermaßen:

Wie in der Open-Source-Gemeinschaft üblich, werden Anwender der …-Technologie auch mit IBM kooperieren können …

Hier wird nicht tatsächlich behauptet, die Software sei „Open Source“, aber dieses Detail nahmen viele Leser nicht zur Kenntnis. (Ich sollte erwähnen, daß IBM aufrichtig versucht hat, dieses Programm zu freier Software zu machen, und daß IBM später eine neue Lizenz eingeführt hat, die daraus freie Software und „Open Source“ macht, aber als die Ankündigung herauskam, qualifizierte sich das Programm als keins von beidem.)

Und hier sehen wir, wie die Firma Cygnus Solutions, die als Firma für freie Software gegründet worden war und später zu proprietärer Software (um es so auszudrücken) verzweigte, ein proprietäres Software-Produkt bewarb:

Cygnus Solutions ist auf dem Open-Source-Markt ein führendes Unternehmen und hat soeben zwei neue Produkte in den [GNU/]Linux-Markt eingeführt.

Im Gegensatz zu IBM hat Cygnus nicht versucht, diese Software-Pakete zu freier Software zu machen; sie waren weit davon entfernt, sich zu qualifizieren. Aber Cygnus hat nicht wirklich behauptet, es handele sich um „Open-Source-Software“; man hat nur den Begriff benutzt, um bei unachtsamen Lesern diesen Eindruck zu erwecken.

Diese Beobachtungen legen nahe, daß eine Marke die Verwirrung, die mit dem Begriff „Open Source“ einhergeht, nicht wirklich verhindert hätte.

Mißverständnisse(?) von „Open Source“

Die Open-Source-Definition ist eindeutig genug, und es ist klar, daß typische nicht-freie Programme ihr nicht genügen. Sie vermuten jetzt wahrscheinlich, daß „Open-Source-Unternehmen“ ein Unternehmen bezeichnet, dessen Produkte freie Software (oder nahe daran) sind, nicht wahr? Leider versuchen viele Unternehmen, dem Begriff eine andere Bedeutung zu geben.

Auf der Konferenz „Open Source Developers Day“ im August 1998 sagten viele der eingeladenen kommerziellen Entwickler, daß sie nur einen Teil ihrer Arbeit zu freier Software (oder „Open Source“) machen würden. Ihr Kerngeschäft sei es, proprietäre Zusätze (Software oder Handbücher) zu entwickeln, um diese dann den Benutzern freier Software zu verkaufen. Sie forderten uns auf, dies als legitim zu betrachten – als Teil unserer Gemeinschaft –, weil ein Teil des Geldes für die Entwicklung freier Software gespendet wird.

In Wirklichkeit bemühen sich diese Unternehmen darum, das Gütesiegel „Open Source“ für ihre proprietären Software-Produkte zu erlangen – obwohl diese gar keine „Open-Source-Software“ sind –, weil diese irgendeinen Bezug zu freier Software haben oder weil dasselbe Unternehmen auch eine freie Software pflegt. (Ein Unternehmensgründer sagte ganz explizit, daß sie in das freie Software-Paket, das sie unterstützen, so wenig Arbeit hineinsteckten, wie es die Gemeinschaft noch tolerieren würde.)

Über die Jahre haben viele Unternehmen zur Entwicklung freier Software beigetragen. Manche dieser Unternehmen entwickelten in erster Linie nicht-freie Software, aber diese beiden Aktivitäten waren getrennt; dadurch konnten wir die nicht-freien Produkte des Unternehmens ignorieren und mit ihm gemeinsam an Freie-Software-Projekten arbeiten. Wir konnten uns dann ehrlich bei dem Unternehmen für seinen Beitrag zur freien Software bedanken, ohne darüber zu reden, was das Unternehmen ansonsten tat.

Dasselbe können wir bei diesen neuen Unternehmen nicht machen, weil diese uns nicht lassen. Sie laden die Öffentlichkeit aktiv ein, alle ihre Aktivitäten in einen Topf zu werfen. Sie wollen, daß wir ihre nicht-freie Software genauso positiv betrachten wie einen echten Beitrag zu freier Software, obwohl sie keiner ist. Sie präsentieren sich selbst als „Open-Source-Unternehmen“ und hoffen, daß wir kuschelig-warme Gedanken für sie entwickeln und diese mit einem kuschelig-laschen Verstand anwenden werden.

Diese manipulative Praxis wäre nicht weniger schädlich, wenn man dafür den Begriff „freie Software“ verwenden würde. Allerdings verwenden Unternehmen den Begriff „freie Software“ nicht in dieser Weise; vielleicht macht seine Verbindung mit Idealismus den Begriff ungeeignet. Der Begriff „Open Source“ öffnete dieser Praxis die Tür.

Ende 1998, auf einer Messe zu dem Betriebssystem, das häufig „Linux“ genannt wird, war ein Direktor eines bekannten Software-Unternehmens als Sprecher geladen – vermutlich wegen der Entscheidung seines Unternehmens, dieses Betriebssystem zu „unterstützen“. Leider besteht dessen Art der „Unterstützung“ darin, nicht-freie Software herauszubringen, die auf dem Betriebssystem läuft – mit anderen Worten: darin, unsere Gemeinschaft als Markt zu erschließen, aber nicht zu ihr beizutragen.

Er sagte: „Wir werden keineswegs unser Produkt zu Open Source machen, aber vielleicht zu ,internem‘ Open Source. Wenn wir unseren Support-Mitarbeitern Zugriff auf den Quelltext geben, können diese für die Kunden Fehler beheben, und wir können ein besseres Produkt und besseren Service anbieten.“ (Dies ist kein exaktes Zitat, weil ich seine Worte nicht aufgeschrieben habe, aber es trifft das Wesentliche.)

Zuhörer sagten mir danach: „Er trifft einfach nicht den Punkt.“ Aber ist das wirklich so? Welchen Punkt hat er nicht getroffen?

Den Zielpunkt der Open-Source-Bewegung hat er nicht verfehlt. Diese Bewegung sagt nicht, daß die Anwender Freiheit haben sollten, sondern nur, daß es eine schnellere und bessere Produktentwicklung fördert, wenn man mehr Leuten erlaubt, den Quelltext einzusehen und zu verbessern. Diesen Punkt hat der Direktor voll und ganz begriffen. Er wollte den Open-Source-Ansatz nicht zur Gänze – einschließlich Anwender – umsetzen und überlegte, ihn teilweise – innerhalb der Firma – zu implementieren.

Der Punkt, den er verfehlt hat, ist der Punkt, den „Open Source“ von der Anlage her gar nicht aufwerfen soll: den Punkt, daß Benutzer Freiheit verdienen.

Den Gedanken der Freiheit zu verbreiten, ist eine große Aufgabe, die Ihre Mitarbeit benötigt. Deshalb halten wir im GNU-Projekt an dem Begriff „freie Software“ fest, damit wir bei dieser Aufgabe helfen können. Wenn Sie das Gefühl haben, daß Freiheit und die Gemeinschaft für sich selbst genommen wichtig sind – nicht nur wegen der Bequemlichkeiten, die sie uns bringen –, dann schließen Sie sich bitte uns an und verwenden Sie den Begriff „freie Software“.

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Joe Barr hat einen Artikel Live and let license geschrieben, der seine Ansichten zu diesem Thema wiedergibt.

Ein Fachartikel über die Motivation der Entwickler freier Software von Lakhani und Wolf besagt, daß ein nennenswerter Anteil durch den Gedanken motiviert wird, daß Software frei sein sollte. Zu diesem Ergebnis kamen sie trotz der Tatsache, daß sie Software-Entwickler bei SourceForge befragt haben – einem Betrieb, der die Anschaung nicht teilt, daß es sich hierbei um eine ethische Frage handelt.

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