Quelltext

Sie wollen nicht programmieren, sondern die Software nur benutzen. Trotzdem stellt der Quelltext der Software für Sie einen unschätzbaren Wert dar.

Der Quelltext einer Software ist diejenige Form, in der man seine Funktionsweise studieren und Änderungen vornehmen kann. Bei manchen Programmen ist der Quelltext direkt ausführbar (durch einen Interpreter), bei den meisten jedoch muß der Quelltext erst in eine ausführbare Version des Programms übersetzt werden (durch einen Compiler). Es ist nicht möglich, aus dem ausführbaren Programm wieder den Quelltext zurückzugewinnen.

Solange ein Programm perfekt läuft, brauchen Sie als Benutzer den Quelltext nicht. Dies wird allerdings in einem realen Arbeitsalltag mit sich ständig wandelnden Anforderungen niemals dauerhaft der Fall sein.

Wenn das Programm einen Fehler enthält, wenden Sie sich an den Hersteller, also an denjenigen, der im Besitz des Quelltextes ist. Dasselbe gilt, wenn Sie Erweiterungen zu dem Programm in Auftrag geben wollen.

Aber was können Sie tun, wenn der Hersteller Ihnen nicht weiterhelfen kann oder möchte oder unverschämte Preise dafür verlangt? Es ist schon oft vorgekommen, daß ein gesamter Betrieb von einer Software abhing, deren Hersteller unvermittelt vom Markt verschwand und den Quelltext mitnahm.

Wenn ein solches Szenario eintritt, ist ein Umstieg auf eine andere Software oder ein vollständiges Neuschreiben der Software unvermeidbar. Je nachdem, wie wichtig die Software für Ihr Unternehmen ist, kann dies fatale Folgen haben. Wenn Sie jedoch im Besitz des Quelltextes sind, können Sie einen Programmierer Ihrer Wahl damit beauftragen, die Software für Sie weiter zu pflegen.

Quelltext – Voraussetzung für Sicherheit

Ein weiterer Grund, weshalb Sie als „reiner Anwender“ ein Interesse daran haben sollten, daß der Quelltext der von Ihnen verwendeten Software offengelegt ist, lautet: Qualität durch ständige Kontrolle. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn es um Computer-Sicherheit geht.

Viele Anbieter von Sicherheits-Software werben mit Aussagen des Typs „besonders sicher dank streng gehüteter Geheimformel“.

Diese Vorstellung von Sicherheit durch Geheimhaltung (“security by obscurity”) ist ein Trugschluß. Ein Angreifer mit genügend Zeit und krimineller Energie findet Schwachstellen auch ohne Zugriff auf den Quelltext, oder er besorgt sich diesen auf illegale Weise. Unabhängige Sicherheitsexperten hingegen müssen sich an die Gesetze halten und werden durch die Geheimhaltung wesentlich behindert.

Ein derart komplexes System wie Software kann nur durch ständige Qualitätskontrolle durch möglichst viele unabhängige Experten das größte erreichbare Maß an Fehlerfreiheit und Sicherheit erlangen. Natürlich ist auch freie Software in dieser Hinsicht kein automatisch wirksames Wundermittel, sie schafft aber wichtige Voraussetzungen.

Auch wenn Sie also mit dem Quelltext der Software nicht direkt etwas anfangen können, dient er Ihnen als Zertifikat für die Qualität, Sicherheit und Zukunftssicherheit der Software.

Weiter: Was es mit dem Begriff „Open Source“ auf sich hat und weshalb wir trotzdem von „freier Software“ sprechen