Open Source

Nahezu ein Synonym zu „freie Software“, hat der Begriff „Open Source“ sowohl Vor- als auch Nachteile.

1998 wurde der Begriff „Open-Source-Software“ eingeführt als Bezeichnung für Software, die der Open-Source-Definition genügt. Diese Definition ist aus den Freie-Software-Richtlinien des Debian-Projekts entstanden. Insofern bezeichnet „Open-Source-Software“ im wesentlichen dieselbe Software wie der Begriff „freie Software“.

Mehrdeutigkeitsprobleme

Der Begriff „freie Software“ hat ein Mehrdeutigkeitsproblem. Neben der beabsichtigten Bedeutung „Software, die einem gewisse Freiheiten gibt“ ist die Interpretation „Gratis-Software“ ebenfalls möglich. Dies sorgt regelmäßig für Mißverständnisse und für Akzeptanzprobleme im geschäftlichen Bereich.

Die erklärte Absicht hinter der Einführung des Begriffs „Open Source“ war, dieses Problem zu lösen und einen Marketing-Begriff für freie Software zu schaffen, der insbesondere für Geschäftskunden besser akzeptabel ist.

Leider bringt der Begriff „Open Source“ seine eigenen Mißverständnisse mit sich: Von der Wortbedeutung her bezeichnet „Open Source“ („quelloffen“) Software, deren Quelltext man einsehen darf. Dies ist zwar nicht falsch, aber zu schwach, denn es sagt nichts über Ihr Recht als Benutzer der Software aus, diesen Quelltext auch zu verwenden.

Eine solche mißbräuchliche Verwendung des Begriffes „Open Source“ mag zunächst abwegig erscheinen; sie geschieht aber dennoch. Viele versuchen damit, von dem großen Erfolg der Open-Source- bzw. der freien Software zu profitieren, ohne selbst etwas beizutragen.

Beim Begriff „freie Software“ ist die beabsichtigte Bedeutung eine von zwei möglichen Wortbedeutungen. Bei „Open Source“ geht die beabsichtigte Bedeutung über die Wortbedeutung hinaus. Kurzfristig sinkt die Gefahr von Mißverständnissen; langfristig steigt sie.

Dies gilt insbesondere im englischen Sprachraum, wo „open source“ nun einmal wörtlich für „quelloffen“ steht. Im Deutschen kann „Open Source“ als feststehender Begriff, der neben der beabsichtigten Bedeutung keine weitere hat, durchaus nützlich sein, um Interessierten die Konzepte der freien Software näherzubringen, sofern man nicht an diesem Punkt stehenbleibt.

In anderen Sprachen – zum Beispiel im Französischen und im Spanischen – steht „freie Software“ – software libre – eindeutig für „Freiheit“. In diesen Sprachen entfällt die Notwendigkeit für einen zusätzlichen Marketing-Begriff.

Technisch oder politisch?

Ein weiterer Unterschied beider Begriffe besteht darin, daß „Open Source“ wertneutral ist, während „freie Software“ den politischen Begriff der „Freiheit“ transportiert. „Open Source“ läßt sich daher leichter „verkaufen“ als „freie Software“.

Dieser Vorteil ist jedoch gleichzeitig ein Nachteil: Die Abnabelung von den politischen Wurzeln stört die Nachhaltigkeit. Durch die Verwendung eines „entpolitisierten“ Begriffs wird die politische Botschaft, die hinter dem Konzept der freien Software steht, verdeckt. Wer aus rein praktischen Erwägungen heraus Open-Source-Software einsetzt oder entwickelt, wird die sozialen Implikationen freier Software – beispielsweise das Recht der Bürger auf informationelle Selbstbestimmung – nicht weitertransportieren.

Wer sich aber seiner Rechte nicht bewußt ist, wird sie nicht verteidigen, sondern ist ein leichtes Opfer für jeden, der ihm diese Rechte gegen einen kurzfristigen Vorteil wieder nehmen will.

Auch hier wird der kurzfristige Vorteil der besseren Akzeptanz durch einen langfristigen Nachteil aufgewogen.

Mehr zu der Abgrenzung zwischen den Begriffen freie Software und Open Source lesen Sie in dem Artikel Weshalb „freie Software“ besser ist als „Open Source“ von Richard Stallman.